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Integrativer Pluralismus -

Die neue Art des Verstehens

Die These der US-Philosophin Sandra Mitchell lautet: Komplexität liegt nicht außerhalb unseres Verständnisvermögens, aber sie erfordert eine neue Art des Verstehens. Sie verlangt, dass man im Einzelnen analysiert, in welch vielfältiger Weise der Zusammenhang dazu beiträgt, die Naturphänomene zu prägen. Historische Kontingenz („Möglichkeit“) schafft im Zusammenwirken mit Zufallsepisoden die tatsächlichen Formen und Verhaltensweisen, mit denen das Lebendige unseren Planeten bevölkert (Kontingenztheorie der Evolution).

Philosophie und Erkenntnistheorie -

Erkenntnis ist schöpferisch konstruiert

Die Erkenntnistheorie ist eine philosophische Disziplin, die sich mit der Art und Weise auseinandersetzt, wie wir Wissen gewinnen und die herausfinden will, ob wir überhaupt etwas wissen können. Allerdings muss berücksichtigt werden, Erkenntnis entstammt menschlichen Gehirnen und kann ohne solche nicht weitergegeben oder verstanden werden, sie existiert per se (als Idee) weder materiell noch immateriell (auch nicht im Sinn einer Wechselwirkung) und ist in diesem Sinn schöpferisch konstruiert und man sollte zwischen Konstrukt und (möglicher) Realität unterscheiden um Irrtümern oder voreiligen Schlüssen zu entgehen.

Ganzheitliche Philosophie -

Newton´sche Naturwissenschaft vs.

Weltbild des Aristoteles

Der Biochemiker Erwin Chargaff, wirft der Naturwissenschaft den Verlust der Wirklichkeit vor, da sie nur diejenigen Teile der Natur als wirklich ansieht, die erforschbar sind. Chargaff sieht in der "Wiederentdeckung der Wirklichkeit" die einzige Alternative, um zu einer neuen Art von Naturwissenschaft zu kommen und die verheerenden Folgen, welche die jetzige nach sich zieht, zu verhindern. Aus der Sicht der Erkenntnistheorie ruht die Naturwissenschaft auf drei Säulen, die mit den Schlagworten Empirie, Theorie und Weltbild bezeichnet werden können. Die Generalrichtung, in der sich diese Wissenschaft derzeit vorwärts bewegt, wird nicht von dem empirisch Erforschten oder den darauf gegründeten Theorien bestimmt, sondern von dem materialistischen Weltbild, dem sie sich verpflichtet hat.

Das Moderne Weltbild der

Evolutionsbiologie

Entstanden aus der Evolutionsbiologie - Vor allem vier Aussagen in Darwins Evolutionstheorie scheinen besonders wichtig zu sein, weil sie über die Biologie hinaus wirkten. 1. Biologische Arten verändern sich das, was wir heute unter Evolution verstehen. 2. Evolutionslinien zweigen sich auf was zugleich bedeutet, dass alles Leben der Erde auf einen einzigen gemeinsamen Ursprung zurückgeht. 3. Die Evolution verläuft graduell, in kleinen Schritten, ohne Riesensprünge oder gar Brüche. 4. Der entscheidende Mechanismus, mit dem die Evolution operiert, ist die "natürliche Selektion" ("natürliche Auslese").

Holismus - Ganzheit als System der

Philosophie

Der Holismus bzw. die Ganzheitslehre nimmt an, dass die Elemente eines Systems einer „Ganzheit“ durch die Strukturbeziehungen nicht vollständig bestimmt sind; es ist die entgegengesetzte Position zum Reduktionismus (Materialismus, Mechanismus). Ganzheit in der Philosophie ist die auf die - Vielfalt angewandte - Einheit; und die Teile sind die Vielfalt selbst. Das Ganze, als etwas Gegliedertes und Zusammengefügtes, nennt man System. Das Gleichgewicht kann bei offenen Systemen (z.B. Unternehmen) auch durch ein so genanntes Fließgleichgewicht (dynamisches Gleichgewicht) hergestellt werden.
Synthetische Evolutionstheorie - Entstehung der Arten und ihre Adaption
Dies ist ein empirischer Erkenntnisansatz, der einzelwissenschaftliche und philosophische Erkenntnisse in fruchtbarer Weise miteinander verbindet, und der von der empirischen Tatsache ausgeht, dass unsere kognitiven Strukturen (wie Sinnesorgane, Zentralnervensystem, Gehirn und Lerndispositionen etc.), mit deren Hilfe wir die objektiven Strukturen (der realen Welt) intern rekonstruieren, in hervorragender Weise auf die Umwelt passen, zum Teil sogar mit ihr übereinstimmen (dies wird als Schlüssel-Schloss-Prinzip bezeichnet).
Die Synthetische Evolutionstheorie vereint die Erkenntnisse aus Darwins Evolutionstheorie mit denen der Ökologie, Paläontologie, biologischen Systematik und der Genetik. Insbesondere die Vererbungslehre (Genetik) war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von Darwins "On the Origin of Species" 1859 noch gänzlich unbekannt. Erst die Erkenntnisse von Gregor Mendel öffneten Tür und Tor für die Wissenschaft hinsichtlich der Vererbung von Merkmalen und der evolutionären Anpassung des Menschen.

Menschenbilder

Es werden drei Menschenbildmodellgruppen untersch**ieden: 1. Mechanistische Modelle basieren auf der Maschinenmetapher (der Mensch als Maschine). 2. Organismische Modelle (der Mensch als biologisches System). 3. Reflexive Subjektmodelle (z.B. der Mensch als rational Handelnder). Das moderne Menschenbild wird in der Wissenschaft (insbesondere in sozialen Systemen) durch das der Evolutionsbiologie geprägt. Dies hat z.B. Auswirkungen auf die Wirtschaftswissenschaften (auf den „homo oeconomicus“ der Volkswirtschaftslehre) und auf die Naturwissenschaften, für die mechanistische Modelle (des Menschen) wissenschaftlich nicht mehr haltbar sind.

Kultureller Ansatz - Drei ewige Fragen

Die kulturellen Paradigma leiten sich nach Lipton und Bhaerman daraus ab, wie eine Gesellschaft die drei ewigen Fragen beantwortet: 1. Wie sind wir entstanden? 2. Wozu sind wir hier? 3. Wie können wir das Beste aus unserem Dasein machen? In westlichen Wirtschaftssystemen konkurrieren auf der kulturellen Ebene vor allem a) Materialismus und b) Holismus (Ganzheitlichkeit) miteinander. Anders ausgedrückt: a) Altes Paradigma: Kartesianisch-newtonsche Sicht der Realität versus b) Neues Paradigma: Die ganzheitliche Sicht der Realität als Verknüpfung von Geist und Materie.

Wissenschaftlicher Ansätze - Paradigmen

1. Altes Paradigma: Charakteristisch für den kartesianisch- newtonschen Denkrahmen ist ein strikter Dualismus, der etwa Körper und Psyche, Materie und Geist undifferenziert gegenüberstellt (reduktionistisches Denken). 2. Neues Paradigma (die ganzheitliche Sicht der Realität). Insbesondere die Erkenntnisse der modernen Physik haben die Newtonschen Grundannahmen über die Materie, die Energie und das Objektivitätspostulat relativiert. Mit der Relativitätstheorie und Quantenmechanik wurden die Grundelemente der Newtonschen Physik in ihrem Geltungsbereich eingeschränkt oder durch neue Erkenntnisse erweitert.

Systemtheorie - Das System als Prozess

in Natur, Realität und im Denken

Systeme sind weder analytische Konstruktionen, noch Modelle, sondern Bestandteil der Realität. Ein System bezeichnet einen Zusammenhang von Elementen, deren Beziehungen untereinander sich quantitativ und qualitativ unterscheiden von Beziehungen zu anderen Elementen (dadurch ist eine Grenze zur Systemumwelt beobachtbar). Soziale Systeme (Interaktionen, Organisationen und die Gesellschaft) produzieren, reproduzieren und erhalten Kommunikationen. Sie operieren im Medium Sinn. Im Mittelpunkt stehen Beobachtung, Differenzierung, Kommunikation, Verknüpfung, Sinn sowie die Selbstreferenz. Aus einer Theorie offener Systeme wurde eine Theorie selbstreferentieller Systeme (Systemtheorie nach Niklas Luhmann).
Selbstorganisation - Organisation des Lebens

Evolutionäre Erkenntnistheorie -

Die reale Welt wird intern rekonstruiert

Emergenz - Das interdisziplinäre Konzept

Emergenz ist die Herausbildung von neuen Eigenschaften oder Strukturen eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente. Dabei lassen sich die emergenten Eigenschaften des Systems nicht – oder jedenfalls nicht offensichtlich – auf Eigenschaften der Elemente zurückführen, die diese isoliert aufweisen (Übersummativität). So wird von einigen Philosophen die Meinung vertreten, dass Bewusstsein eine emergente Eigenschaft des Gehirns sei. Emergente Phänomene sind z..B. kollektive Intelligenz von Menschen und Schwarmintelligenz bei Wildenten.

Radikaler Konstruktivismus -

Die Theorie des Wissens

Der Radikale Konstruktivismus wird als eine Theorie des Wissens verstanden. In den letzten Jahren haben sich die vom Radikalen Konstruktivismus ausgehenden Ideen über Selbsterzeugung, Selbstorganisation und Selbstreferenz als äußerst fruchtbar erwiesen. Auf dieser Grundlage haben z.B. Philosophen und Psychologen, Sprach- und Literaturwissenschaftler, Biologen und Neurophysiologen, Juristen und Ethnologen, Psychotherapeuten und Kunstwissenschaftler sowie Soziologen und Ingenieure die Erkenntnisse ihre Disziplinen erweitert.
Weltanschauung Weltanschauung ist die Gesamtheit der Ansichten, die man über Wesen und Bedeutung des Weltganzen, den Menschen inbegriffen, hat; Oberbegriff für alle Religionen, Ideologien, öffentlichen Meinungen und Gesinnungen (Weltbilder). Eine Weltanschauung beinhaltet Deutungsauffassungen und ist ein persönliches Ordnungssystem (Persönlichkeit), das aufnehmende Informationen steuert und integriert. Weltanschauungen sind z.B. individuumszentriert (z.B. Humanismus), gesellschaftlich orientiert (z.B. Sozialismus), zukunftsorientiert (Sorge für das Leben der Nachkommen), religiös ausgerichtet (z.B. Religionen) oder beziehen sich auf Philosophien (z.B. Materialismus, Holismus und Pragmatismus). Aus: lexikon/psychologie/ weltanschauung
Menschenbild und Entwicklung Wer in seiner psychosozialen Entwicklung nicht zu einer weitgehend selbständigen und selbstbestimmten Person, zu einer eigenen Identität findet, verbleibt bzw. flüchtet in ein außengeleitetes, gehorsam-angepasstes Verhalten. Fromm nennt als typische Züge dieser Psychodynamik: Autoritarismus, Destruktivität, Rückzug, (Selbstausdehnung) und Konformität. Aus: lexikon/psychologie/ Menschenbild und Entwicklung
Das moderne Menschenbild Das moderne Weltbild wird heute in der Wissenschaft durch das Menschenbild der Evolutionsbiologie geprägt (siehe „Das moderne Bild der Evolutionsbiologie“.
Weltbilder Sichtweisen der Welt, d.h. grundlegende kognitive Konzepte der materiellen, sozialen und transzendenten Wirklichkeit, die als Überzeugungssystem sozial vermittelt, rezipiert und in einer rekonstruktiven Leistung individuell angeeignet werden. Dazu gehören 1. Auffassungen über die Entstehung der Welt und des Lebens (Kosmologie): Urknalltheorie, Evolutionstheorie vs. naiver Schöpfungsglaube; 2. Fragen nach Wesen und Struktur der Wirklichkeit (Ontologie): Kausalitätsverständnis; kindliche Auffassungen, alle Dinge seien lebendig und beseelt, seien von irgendjemandem "gemacht" und dienten immer einem Zweck (Animismus, Artifizialismus und Finalismus) (Aberglaube, Parapsychologie); 3. Wissenschaftsverständnis: Erkenntnis-Skeptizismus vs. Wissenschaftsgläubigkeit ("Scientism"); 4. Fragen nach einer transzendenten Wirklichkeit (Metaphysik): Gottesbild vs. Atheismus; Auffassungen über Tod und Ewigkeit (Transpersonale Psychologie); 5. Auffassungen über die Natur des Menschen (Menschenbilder); 6. Kohärente und konsistente Vorstellungen über die gesellschaftliche Wirklichkeit (Gesellschaftsbilder), z.B. Vorstellungen über soziale Verteilungs- und Chancenungleichheiten und über deren Legitimität. Weltbilder werden als Hintergrundbedingung für die "angewandten" moralischen und religiösen Urteile aufgefasst. Existentielle Erfahrungen können aber auch zunächst das religiöse Urteil und – gleichsam rückwirkend – das Weltbild verändern. Die Entwicklung verläuft von naiven, egozentrischen, eindimensionalen zu realitätsorientierten, komplexen und differenzierten Weltbildern. Quer zu den verschiedenen Facetten von Weltbildern entwickelt sich die Grundfähigkeit, scheinbar unvereinbare Aspekte oder Erklärungsansätze gleichzeitig zu berücksichtigen und in einer komplexeren Perspektive zu integrieren, beispielsweise biblischen Schöpfungsglauben und naturwissenschaftliche Betrachtung, Kausalität und Finalität ("Komplementarität" nach Oser & Reich, 1986). Aufgabe der Erziehung ist es, diese Entwicklung zu komplexem und komplementärem Denken zu unterstützen. Aus: lexikon/psychologie/weltbilder
Ansätze , d.h. philosophisch - kulturelle und wissenschaftliche, können auf Einzeldisziplinen (z.B. Philosophie, Natur- und Wirtschaftswissenschaften) und auf interdisziplinäre Theorien (mit Prinzipien und Methoden, etc.) zurückgeführt werden. Als Einzeldisziplin ist z.B. die Erkenntnistheorie (Erkenntnis ist schöpferisch konstruiert) und der Kritischer Rationalismus (Informationswissenschaft und Sprachtechnologie im Diskurs) zu nennen; als interdisziplinär gelten insbesondere die Systemtheorie (als Modell der Natur/des Denkens/der Realität), Synthetische Evolutionstheorie (für natürliche Entwicklungen des Lebens, d.h. Entstehung der Arten und ihre Adaption), Evolutionäre Erkenntnistheorie (die reale Welt wird intern rekonstruiert) und der Radikale Konstruktivismus (als Theorie des Wissens) und der Weiterentwicklung des Relationalen Konstruktivismus ( als Theorie der Arbeitswelt). Neben den evolutionären Theorien gibt es auch revolutionäre Theorien und Thesen, die bisher allerdings keine interdisziplinäre Anerkennung fanden (z.B. die Revolutionstheorie von Marx, mit seinen revolutionären Manifest, und die Solare Revolution: Revolutionstheorie für das 21. Jahrhundert“); gleichwohl haben sich in Wirtschaft und Gesellschaft (Politik) Interpretationen des Begriffes „Revolution“ und damit verknüpfte Methoden verbreitet, häufig im Kontext mit den Begriffen Wandelund Evolution“, letztere auch als konträre Gegenüberstellung. Kurzbeschreibung der Inhalte

Am Anfang war der Himmelshaken

Am Anfang war der Geist (Himmelshaken) „Die Materie – die nicht denkende Materie und Bewegung – kann niemals das Denken erzeugen, gleichviel, welche Veränderungen von Gestalt und Größe sie auch hervorrufen mag. Die Erzeugung des Wissens wird immer ebenso weit über das Vermögen der Bewegung und der Materie hinausgehen, wie die Erzeugung der Materie über das Vermögen des Nichts oder des Nichtseienden.“ (Locke 1690: Über den menschlichen Verstand [nach Dennett [1995] 1997: Darwins gefährliches Erbe])
Der Algorithmus der Evolution wird bestimmt durch drei Module: Durch Reproduktion entsteht eine neue Generation eines evolutionären Systems mit den gleichen, vererbbaren Merkmalen, Variation verändert bei der Reproduktion vererbbare Merkmale in nicht vorgegebener Weise, durch Selektion werden unter gegebenen Umgebungsbedingungen bestimmte Varianten bevorzugt oder benachteiligt, so dass diese sich schneller oder langsamer reproduzieren können als andere. Durch das Zusammenwirken kommt eine Evolution zustande, die in der Realität tatsächlich beobachtbar ist, und zwar ohne dass die Zugrunde liegenden Mikroprozesse im Einzelnen spezifiziert werden müssen (Bertram Köhler).

Evolutionstheorie - interdiziplinäres Paradigma

der Wissenschaft für offene adaptive Systeme

Als Selbstorganisation wird hauptsächlich in der Systemtheorie eine Form der Systementwicklung bezeichnet, bei der die gestaltenden und beschränkenden Einflüsse von den Elementen des sich organisierenden Systems selbst ausgehen (Selbstorganisation). Gebraucht wird der Begriff auch für die Gestaltung des Lebens an sich nach nicht festen, von anderen bestimmten Regeln und ähnelt daher dem Autonomiebegriff. Die untersuchten Systeme bringen räumliche, zeitliche, raumzeitliche oder funktionale Strukturen durch Selbstorganisation, und das ohne direkte ordnende Eingriffe von außen.
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"Alle Fragen, die die Welt uns aufwirft, können nur durch eine evolutionäre Einstellung zugänglich werden" Ernst Mayr (1904 - 2005), in einem Brief zur Gründung des AK Evolutionsbiologie vom 19. September 2002
Biologisches Wissen befreit den Menschen aus dem Würgegriff unvernünftiger Glaubens-Verirrungen.“ (U. Kutschera: Physiologie der Pflanzen. Berlin 2019, S. 7, gemeint sind insbesondere anti-naturwissenschaftliche Ideologien).
Die moderne Physik verwandelte das Bild vom Universum als einer Maschine in die Vision eines unteilbaren dynamischen Ganzen, dessen Teile grundsätzlich in Wechselbeziehungen zueinander stehen und nur als Muster eines kosmischen Prozesses verstanden werden können [...]. Es herrscht Bewegung, doch gibt es letztlich keine sich bewegenden Objekte; es gibt Aktivität, jedoch keine Handelnden; es gibt keine Tänzer, sondern nur den Tanz. Fritjof Capra, Wendezeit