Systemtheorie -
System als Modell der Natur/des Denkens
System: Ein System bezeichnet einen Zusammenhang von
Elementen, deren Beziehungen untereinander sich quantitativ und
qualitativ unterscheiden von Beziehungen zu anderen Elementen
(dadurch ist eine Grenze zur Systemumwelt beobachtbar). Systeme
können unterschieden werden nach Maschinen, lebenden,
psychischen und sozialen Systemen.
Sozialisation: Soziale Systeme (Interaktionen, Organisationen und
die Gesellschaft) produzieren, reproduzieren und erhalten
Kommunikationen. Sie operieren im Medium Sinn.
Interaktion: Interaktionen sind soziale Systeme, die eine physische
Anwesenheit der Kommunikationspartner verlangen. Sie sind die
einfachsten sozialen Systeme, aber zugleich die Voraussetzung von
Gesellschaft.
Organisation: Organisationen sind soziale Systeme mit
privilegierten Personen als Mitglieder. Die Form der
Kommunikation von Organisationen sind Entscheidungen. Sie
basieren auf Entscheidungen und bilden die Grundlage künftiger
Entscheidungen. Organisationen können im Gegensatz zu
Funktionssystemen Mitglieder exklusiv aufnehmen und andere
ausschließen.
Sozialation: Sozialisation sichert ein der Gesellschaft adäquates
Verhaltensvermögen. Sie findet durch Teilnahme an der
Kommunikation der Gesellschaft laufend statt. Eine besondere Art
der Sozialisation ist Erziehung.
Systemtheorie: Die Systemtheorie versteht sich als universelle
soziologische Theorie, die auf der Einheitlichkeit der
grundlegenden Systemprobleme aufbaut, aber unterschiedliche
Interpretationen zulässt.
Evolution: Evolution beschreibt, wie Systeme inmitten gegebener
Umweltbedingungen durch ihre eigenen Operationen ihre Strukturen
ändern können. Entgegen der klassischen Evolutionstheorie verneint
die Systemtheorie einen Anpassungsdruck der Systeme an ihre
Umwelt: Was existiert, ist bereits optimal angepasst.
Komplexität: Komplexität bezieht sich auf die Anforderungen eines
Systems durch seine Umwelt. Es werden Entscheidungen notwendig,
wobei Entscheidungsvielfalt und Unberechenbarkeit der Folgen ein
Systemproblem darstellen (siehe auch Emergenz).
Emergenz: Mit Emergenz wird die Fähigkeit von Systemen beschrieben,
strukturelle Komplexität aufzubauen. Emergente Ordnungen
bezeichnen also Phänomene, die nicht allein auf die Eigenschaften
ihrer Elemente zurückzuführen sind, sondern ein "Darüber hinaus"
erkennen lassen.
Interpenetration: Interpenetration zweier Systeme ist Folge Ihrer
gemeinsamen Entwicklung (Evolution) und eine bestimmte Weise der
strukturellen Kopplung. Interpenetration gibt es z.B. zwischen
lebenden und psychischen sowie zwischen psychischen und sozialen
Systemen.
Variation: Variation bezeichnet die abweichende Reproduktion von
Elementen eines Systems (etwa Mutationen eines DNA-Abschnitts, ein
"Geistesblitz", ein Vorschlag zur Reform des Gesundheitssystems).
Variationen können selektiert werden (Annahme oder Ablehnung),
jeweils mit ungewissen Folgen (Komplexität).
Autopoiesis: Autopoiesis bezeichnet die Reproduktion von
Elementen eines Systems durch das System selbst. Die
Umwelt hat auf autopoietische Systeme (außer deren
Zerstörung) keinen direkten Einfluss, sie kann weder die
Elemente konstituieren noch deren Operationsweise direkt
verändern. Im Gegensatz zur Evolutionstheorie verneint die
Systemtheorie einen Anpassungsdruck der Systeme an ihre Umwelt:
Was existiert, ist bereits optimal angepasst.
Triviale und Nicht - triviale Systeme: Grundlegend für die
Systemtheorie ist die Unterscheidung zwischen sogenannten
„trivialen“ und „nicht-trivialen Maschinen“. „Triviale Maschinen“
sind analytisch bestimmbar, vergangenheitsunabhängig und
voraussagbar, sie reagieren immer auf die gleiche Art, d.h. wir
wissen, was wir erwarten können. Nach VON FOERSTER (1997) sind
„triviale Maschinen“ für den Beobachter durchschaubar und für ihn,
wenn er ausreichende Kompetenz besitzt und immer alle
Informationen verfügbar sind, steuerbar. Der Operator dieser
Maschine arbeitet stereotyp nach dem Programm der mechanischen
Kausalität. Er konstruiert aus jedem Input (Einwirkungspunkt) eine
mechanische Ursache und jeden Output als mechanische Wirkung. In
der Abbildung (rechts, Oben) soll dieser Zusammenhang verdeutlicht
werden.
Nicht-triviale Maschinen“ hingegen sind analytisch
unbestimmbar, vergangenheitsabhängig und
unvoraussagbar. Da der innere
Zustand mit dem Operator gekoppelt ist, ändert sich
nach jedem Arbeitsgang sein Programm, es folgt auf
dem gleichen Input ein anderer Output (rechts, Mitte)
Lebende Systeme sind
„nicht-triviale Maschinen“, sie zeichnen sich durch
Autonomie
und Eigengesetzlichkeit aus. „Nicht-triviale Maschinen“,
von
WILLKE „Nicht-triviale Systeme“ genannt, sind in einem
ständigen Wechsel (Prozess) und weisen
Eigendynamiken auf,
die sich einer Steuerung von außen entziehen.
Durch die Nichtberechenbarkeit der nicht -trivialen
Systemen ist die Annahme eines kausalen Ursache –
Wirkungs – Denkens unhaltbar. In solchen Systemen gibt
es eine nicht zu überschauende potentielle Komplexität.
Individuen und andere soziale Systeme sind nicht-triviale
Systeme (VON FOERSTER 1997, WILLKE 1996), sie sind
auf Sinn basierende und Sinn konstituierende
Systeme. Solche komplexen Systeme zeichnen sich
durch die Zirkularität ihrer Operationsweisen aus,
d.h., dass die wesentlichen Prozesse, die die Dynamik
und das Verhalten der Systeme bestimmen, im Inneren
des Systems und aufgrund der eigenen autonomen
Steuerungslogik ablaufen. Dieser Prozess wird als
"operative Geschlossenheit" bezeichnet. Aufgrund
dessen
kann sich das System selektiv gegenüber seiner Umwelt
öffnen und einen Bezug herstellen. Das Innere des
Systems bildet spezifische kognitive,
semantische und soziale Strukturen,
die in ihrem Zusammenspiel
bestimmen, welche
Kommunikationen, Handlungen,
Erwartungen und Entscheidungen
als relevant betrachtet und gewählt
werden (WILLKE 1996).
Triv
ia
l
maschine vers
us komplexe soz
ia
le Systeme
(von Foerster, Heinz v
on 1988)
Berechenbarkeit
Linearität
Serialität
Input
Output
Triviales System
(geschlossen)
Steuerungskriterium: Überleben
Kontingenz
Komplexität
Geschichte
Beobachtung
Kognition
Identität
Steuerungskriterium: Sinn
Nicht - triviales System
(offen)
Kontingenz
Kommunikation
( Entscheidungen)
Komplexität
Als ein zentrales Element der Organisation wird die Kommunikation betrachtet.
Für WILLKE ist ein Begreifen und Beeinflussen eines Systems nur möglich, indem
durch die Personen „hindurch gesehen“ wird auf die hinter ihnen sich
verbergenden Kommunikationsstrukturen und Regeln. Immer sind „Personen“ als
Bewusstseinssysteme an der strukturellen Koppelung beteiligt. Den Unterschied
zwischen statischen (meist trivialen) und lebenden – nicht trivialen - Systemen
erläutert SIMON (1991) an einem Beispiel. Erhält ein statisches System, wie ein
Auto, durch eine von außen kommende Kraft eine Beule, so lässt sich diese durch
die Aktivität eines Gummihammers wieder beseitigen. Ohne dieses Tun wäre die
Beule geblieben. Das System Auto bleibt bei einer Reparatur passiv. Läuft ein
Mensch, ein lebendes System, gegen einen Schrank und holt sich eine Beule, so
verschwindet diese nach einigen Tagen von „allein“. Das System Mensch bedarf
also keines von außen kommenden „Gummihammers“, mit dem Schäden beseitigt
werden, sondern es „repariert“ sich selbst. Die Aufrechterhaltung einer bestimmten
Struktur, hier der Beule beim Menschen, bedarf einer anderen Erklärung, da sie
normalerweise wie selbstverständlich "verschwindet". Bei einem lebenden System
müssen demnach Strukturen aktiv aufrecht erhalten werden. Denn alles verändert
sich, es sei denn, irgendwer oder irgend etwas sorgt dafür, dass es so bleibt, wie es
ist. Beim Menschen bewirken körperliche Grundfunktionen, wie z.B. Essen, Trinken
und Ausscheiden, dass Strukturen bewahrt werden.
Auszug aus:
https://www.bing.com/search?q=beushausen-
systemtheoretischegrundlagen&form=WNSGPH&qs=SW
&cvid=2cc2bf7c0fc34eb08c7a26b7f1958abd&pq=
beushausen-systemtheoretische grundlagen&cc=DE&setlang=de
DE&nclid=EA5FF962A4F0EB4F1D86954828B8A0C0&ts=1496869158398
Radikaler Konstruktivismus -
Theorie des Wissens
Der Radikale Konstruktivismus ist eine Position der Erkenntnistheorie, die sich deutlich
von anderen Konstruktivismen unterscheidet. Eine der Grundannahmen des radikalen
Konstruktivismus ist, dass die persönliche Wahrnehmung nicht das Abbild einer
Realität produzieren kann, welche unabhängig vom Individuum besteht, sondern dass
"Realität" für jedes Individuum immer nur eine Konstruktion seiner eigenen
Sinnesreize und seiner Gedächtnisleistung bedeutet. Deshalb ist Objektivität im Sinne
einer Übereinstimmung von wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität
unmöglich; jede Wahrnehmung ist vollständig subjektiv. Darin besteht die Radikalität
(Kompromisslosigkeit) des radikalen Konstruktivismus.
Als Begründer des radikalen Konstruktivismus gilt Ernst von Glasersfeld. Nach
Glasersfeld ist das Kernproblem der abendländischen Epistemologie: „Erkennen zu
wollen, was außerhalb der Erlebniswelt liegt“. Dieses Problem ist nach dem radikalen
Konstruktivismus nicht zu lösen, sondern zu umgehen; Anregungen dazu hatte
Glasersfeld in den Arbeiten des Psychologen und Epistemologen Jean Piaget gefunden:
Schon Piaget habe erklärt, „dass die kognitiven Strukturen, die wir ‚Wissen‘ nennen,
nicht als ‚Kopie der Wirklichkeit‘ verstanden werden dürfen, sondern vielmehr als
Ergebnis der Anpassung“. E. v. Glasersfeld prägt dafür den Begriff Viabilität. Mit diesem
Begriff wird zwischen „einer ikonischen Beziehung der Übereinstimmung oder
Widerspiegelung“ und einer „Beziehung des Passens“ unterschieden. Damit sei die
Illusion überwunden, dass die „empirische Bestätigung einer Hypothese oder der
Erfolg einer Handlungsweise Erkenntnis einer objektiven Welt bedeuten.“ Dem
radikalen Konstruktivismus werden auch der Biophysiker und Kybernetiker Heinz von
Foerster und die Neurobiologen Humberto Maturana und Francisco Varela als
Hauptvertreter zugerechnet, auch wenn die beiden Letzteren nicht als
Konstruktivisten bezeichnet werden möchten.
Gehirn
Interpretation
(zirkulär)
Realität
Sinneseindrücke
Aufmerksamkeit
(Beobachtung)
(begrenzt erfassbar)
Maturana und Varela entwickelten das Konzept der Autopoiesis, das
auch in geistes- und sozialwissenschaftliche Bereiche ausstrahlte,
z. B. in den 1980er Jahren in die soziologische Systemtheorie von
Niklas Luhmann. Heinz v. Foerster formulierte eine kybernetische
Epistemologie, d. h. eine Theorie des Wissenserwerbs auf der
Grundlage der Kybernetik. Grundprinzipien des radikalen
Konstruktivismus sind – mit Bezug auf Piaget:
1.
Wissen wird nicht passiv aufgenommen, weder durch die
Sinnesorgane noch durch Kommunikation.
2.
Wissen wird vom denkenden Subjekt aktiv aufgebaut.
3.
Die Funktion der Kognition ist adaptiver Art, und zwar im
biologischen Sinn des Wortes, und zielt auf Passung oder
Viabilität.
4.
Kognition dient der Organisation der Erfahrungswelt des
Subjekts und nicht der ‚Erkenntnis‘ einer objektiven,
ontologischen Realität.“
Im Gegensatz zur Erkenntnistheorie Kants versteht sich der radikale
Konstruktivismus als eine Theorie des Wissens. Wissen ist damit „ein
Werkzeug, das nach seiner Nützlichkeit beurteilt werden muss und
nicht als metaphysischer Entwurf anzusehen ist. Von Glasersfeld
schließt daraus, dass kognitive Organismen mindestens vier
Merkmale besitzen müssen:
1.
die Fähigkeit, und darüber hinaus die Neigung, im Strom der
Erfahrung Wiederholungen festzustellen
2.
die Fähigkeit zur Erinnerung, Erfahrungen wieder aufzurufen,
also zu repräsentieren
3.
die Fähigkeit, Vergleiche und Urteile in Bezug auf Ähnlichkeit
und Unterschiedlichkeit vorzunehmen
4.
die Eigenschaft, gewisse Erfahrungen anderen vorzuziehen und
somit elementare Wertekriterien zu besitzen
Das Individuum baut daher Handlungsschemata auf, um adäquat
mit der Welt umzugehen.
Auszug aus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Radikaler_Konstruktivismus
Integrativer Pluralismus -
Die neue Art des Verstehens
Die revolutionären Veränderungen unserer wissenschaftlichen
Weltbilder wird in einen Metarahmen eingeordnet, der mit Capra
(1991; 1992) ganzheitliches Paradigma benannt wird. Dieses Vorgehen
lag auf der Hand, da in vielen Konzeptionen nicht nur das
reduktionistisch orientierte kartesianisch-newtonsche Denken
gesprengt wird, sondern auch sich gleichende Erklärungsmuster
entfaltet werden - z.B. Monismus statt Dualismus, Orientierung auf
dynamische Wechselbeziehungen, Entlarvung des
Objektivitätspostulats als Illusion etc.
Insbesondere der Wechsel von einem Paradigma, das Objektivität
postuliert, zu einem Weltbild, welches anhand von physikalischen bzw.
kybernetisch oder systemtheoretisch modellierten Beispielen zeigt,
dass keine Beschreibung von komplexen Prozessen unserer
Wirklichkeit unabhängig von den Beobachtern zu verstehen ist, hat
weitreichende Konsequenzen. Zunächst einmal wird uns abverlangt,
kontextuell zu denken, d.h. unter anderem, dass wir die Perspektive,
aus der wir Prozesse beobachten, bei ihrer Beschreibung zu beachten
haben. So dürfte es wohl klar sein, dass trotz der Erkenntnisse aus der
modernen Physik die Gesetze der Newtonschen Mechanik bei der
Betrachtung bestimmter Ausschnitte unserer Wirklichkeit weiterhin
gelten: Der Apfel fällt nach wie vor von oben nach unten; was jeder
ausprobieren und trotz konstruktivistischer Erkenntnistheorie auch als
objektive Tatsache ansehen kann.
Da die Erscheinungsweise unserer Wirklichkeit dermaßen komplex ist
und gleichzeitig untrennbar mit uns selbst verbunden, um nicht zu
sagen: mit uns identisch zu sein scheint, bringen Perspektivenwechsel
unterschiedliche Beobachtungsinhalte ans Tageslicht.
Daher sind wir eigentlich ständig mit der Notwendigkeit konfrontiert,
unsere Weltanschauungen zu modifizieren. In diesem Sinne pendeln
wir jeden Tag zwischen verschiedenen Paradigmen hin und her. Dazu
sind wir in der „postmodernen“ Gegenwart mehr denn je
aufgefordert, da unsere gesellschaftliche Realität immer
differenziertere kulturelle Moden, Weltanschauungen, Lebenswelten,
Normen, Werte usw. offenbart. Was sich aus der Sichtweise der einen
als sinn- und wertvolle Anschauung, politische Orientierung oder
Lebensmöglichkeit darstellt, erscheint für die anderen als sinnlos und
unverständlich, während es sich im Prinzip um zwei genauso legitime
und adäquate Weltsichten oder Paradigmen handelt, die lediglich
andere Perspektiven aufzeigen.
Daher offenbaren uns die Wechsel von Weltbildern im Prinzip nichts
anderes als die Relativität unserer jeweiligen Weltinhalte: Alles, was
wir beobachten, ist abhängig von dem Bezugssystem, dem Kontext, in
welchem wir uns eine Realität konstruieren. Da nun unendlich viele
Kontexte denkbar sind, kann dem daraus abgeleiteten Relativismus
eigentlich nur ein Pluralismus gegenüberstehen, der die Komplexität,
die Vielheit unserer Weltinhalte aufnimmt. Mit einem derartigen
Pluralismus ist Dogmatik und Autorität unvereinbar.
Auszug aus:
http://www.ibs-networld.de/Ferkel/Archiv/kleve-h-03-
04%20paradigmenwechsel.html