Zirkuläres Denken (Prinzip) -
Ein Ansatz zur Beobachtung der Realität
Pures Nachdenken und Diskutieren hilft nicht wirklich! Zirkuläres
Denken ist wiederholtes Beobachten, Orientieren, Entscheiden
und Handeln; als dynamischer Prozess verändert dies die
Beziehung zu unserer Umwelt und auch die zur Ausgangssituation.
Sich und sein Handeln „objektiv“ zu betrachten, setzt die Fähigkeit
zur Selbstreflexion voraus; hier wird oft ein Unterschied zwischen
der Selbst- und der Fremdwahrnehmung deutlich. Unsere
Handlungen und unsere Gefühle folgen bestimmten Mustern.
Grundlagen des Denkens
Denken ist im allgemeinen die Fähigkeit die Außenwelt nicht
nur wahrzunehmen, sondern auch sozusagen innerlich zu
repräsentieren (als Muster abgespeichert). Das Denken
schließt auch das Vermögen ein, in bewusster Selbstreflexion,
die eigene Existenz zu erfassen. Durch Logik können wir
beweisen, erkennen können wir durch Intuition. Das analytisch
begriffliche Denken erlaubt uns, über Teile zum Ganzen zu
gelangen, zu planen und zu konstruieren. Der Mensch wird von
Natur aus als kreativ, innovativ und intuitiv angesehen.
Denken in Modellen (Prinzip)
Beim Denken in Modellen - als dritte Dimension des
systemischen Denkens - geht es um das bewusste Einsetzen
von Modellen beim Entwickeln von Systemen, um Fragen einer
quantitativen oder qualitativen Modellierung; um spezifische
Modellannahmen und die Möglichkeiten zur mathematischen
Simulation von Systemen. Ein Modell ist dabei ein
(vereinfachtes) Abbild eines realen Systems oder Problems (=
Urbild). Aufgrund der Komplexität vieler realer Systeme
verwendet man in der Regel homomorphe (strukturähnliche)
Modelle, die Vereinfachungen beinhalten und sich im Wege der
Abstraktion durch Zusammenfassen oder Vernachlässigen von
unwesentlichen Elementen ergeben. In bestimmten
Anwendugsbereichen werden normierte Modelle verwendet,
z.B. im „Systemischen Denken“ die Wirkungsdiagramme und
Systemdynamikmodelle, im Prozessmanagement die Business
Process Management Notation (BPMN).
Kommunikation und Systemtheorie
Nach Niklas Luhmann ist Kommunikation eine Operation, die
soziale Systeme erzeugt und erhält. Kommunikationen
schließen an Kommunikationen an und erzeugen auf diese
Weise das soziale System. Kommunikation fungiert als
Synthese von drei Selektionen, als Einheit von Information,
Mitteilung und Verstehen. Von einem evolutionären
Standpunkt aus gesehen ist für Luhmann das
Zustandekommen von Kommunikation unwahrscheinlich. Die
Gesellschaft hat Einrichtungen geschaffen, um die
Unwahrscheinlichkeit zu vermindern: die Medien.
Bipolares und tripolares Denken (Prinzip)
Beim polaren Denken ist der Mensch auf einen Pol (als
Weltbild, Ansicht) fixiert. Im Gegensatz zum Bipolaren (dualen)
Denken (Denken in “entweder oder”) hat das Tripolare Denken
ein Ziel (”das rechte Maß”, “der richtige Moment”), das
zwischen den beiden Polen (Extremen) liegt. Ein Beispiel für
Bipolares Denken ist Mechanistisches vs. Ganzheitlichem
Denken. Beispiele für Tripolares Denken sind
Problemlösungsansätze, wie Pluralismus und Konsensieren.
Aspekte des Denkens
1. Das Denken hat einen evolutionären Ursprung (das Gehirn
als Überlebensorgan). 2. Der Mensch ist grundsätzlich
kooperativ, indem er gemeinsame Ziele entwirft, diese
gemeinsam verfolgt und auch gemeinsam überdenken und
korrigieren kann. 3. Der Begriff Kognition umfasst alle
informationsverarbeitenden Prozesse (Denken im
umfassenden Sinne), die sowohl bewusst, als auch unbewusst
ablaufen können. 4. Ein mentales Modell ist immer nur ein
Ausschnitt (Muster) eines Teils der Wirklichkeit. Zahlreiche
Denkmuster und Denkfallen prägen unseren Alltag.
Vernetztes Denken (Prinzip)
Beim Denken in vernetzten Strukturen (Vernetztes Denken) -
als erste Dimension des systemischen Denkens - geht es um
das Verstehen und Darstellen von indirekten Beziehungen,
Wirkungsnetzen und Rückkoppelungen in Systemen. Damit
wird das (eindimensionale) Denken in (eine) Ursache - (eine)
Wirkung (Ursache-Wirkungs-Prinzip) durchbrochen, d.h. eine
Ursache kann mehrere Wirkungen - und umgekehrt - haben
(Multikausales Ursache-Wirkungs-Prinzip).
Dynamisches Denken (Prinzip)
Beim Denken in zeitlichen Dynamiken (Dynamisches Denken) -
als zweite Dimension des systemischen Denkens - geht es um
das generelle Verstehen und Modellieren von Dynamiken,
insbesondere durch eine Unterscheidung von Bestands- und
Flussgrößen, Schwingungen, Zeitverzögerungen und alle
Formen von Wachstumsprozessen.
Die Methodik des Vernetzten Denkens ist nicht zwangsläufig
Bestandteil jeglicher Problembearbeitung. Vielfach genügen
einfache Denkmuster, Techniken und Lösungen. In diesem
Kontext wird zwischen drei Arten von Problemen
uinterschieden:
(1) Einfache Probleme sind gekennzeichnet durch wenige
Einflussgrößen und Interaktionen.
(2) Komplizierte Probleme enthalten viele Einflussgrößen und
Interaktionen. Der Charakter bleibt jedoch statisch, da die
Variablen untereinander wenig vernetzt sind und somit wenig
Eigendynamik entwickeln.
(3) Komplexe Problemsituationen hingegen sind durch
verschiedene Merkmale gekennzeichnet: Komplexität wird
zunächst durch eine hohe Anzahl von Einflussgrößen und
Variablen definiert.
Design Thinking (Methode)
Design Thinking ist mehr als nur ein kreativer Prozess,
ursprünglich als Innovationsmethode für Produkte und
Services in Stanford entwickelt, und avanciert heute zu einer
ganz neuen Art, den Menschen in Bezug zur Arbeit zu sehen,
das Konzept der Arbeit zu denken und zu fragen, wie wir im
21. Jahrhundert leben, lernen und arbeiten wollen. Die
Strahlkraft von Design Thinking besteht darin, neue und
überraschende Formen der kreativen Zusammenarbeit zu
ermöglichen. Wir-Intelligenz ist das neue Schlagwort,
Kollaboration wird die Grundlage für ein neues
Arbeitsbewusstsein.
Komplexitätsökonomisches Denken
(Methode)
Komplexitätsökonomik verfolgt einen ganzheitlichen, nicht
reduktionistischen Ansatz und unterscheidet sich daher
grundlegend von der in der Volkswirtschaftslehre üblichen
analytischen Vorgehensweise, nämlich Probleme und Systeme zu
vereinfachen und dann ihre Komponenten zu untersuchen.
Komplexitätsökonomik ist demgegenüber als eine Synthese vieler
guter Ideen aus der Postkeynesianik, der Evolutionären Ökonomik,
der Institutionenökonomik, der Verhaltensökonomik, der
Sozioökonomik und anderer Bereiche zu sehen.
Kommunikation und Vertrauenskrise
Die Bild „verbreitet Fake News“ und Donald Trump erfindet
Unruhen in Schweden – woher soll die Gesellschaft wissen,
wer die Wahrheit sagt? Diese Unsicherheit spiegelt sich auch
in den Ergebnissen des „Edelman Trust Barometers 2017“
wider: Die Gesellschaft verliert das Vertrauen in Institutionen –
es implodiert, wie die Autoren der Studie sagen. Auch den
„Leadern“ wie Topmanagern und Politikern wird immer
häufiger misstraut. Wie beeinflusst die Vertrauenskrise
Unternehmen und ihre Kommunikation?
Komplexe Systeme und Einfachheit -
Das Cynefin-Modell
Komplexe Systeme sind solche, welche sich der Vereinfachung
verwehren und vielschichtig bleiben. Insbesondere gehören hierzu die
komplexen adaptiven Systeme, wie z.B. Unternehmen, die imstande
sind, sich an ihre Umgebung anzupassen. Komplexes adaptives
Systeme haben Eigenschaften, wie Selbstähnlichkeit, Komplexität,
Emergenz und Selbstorganisation. Komplexität und Einfachheit ist kein
Widerspruch. Das Postulat der Theory of Constraints sagt aus, dass
komplexe Systeme innere Einfachheit haben. Ihnen liegen letztlich
wenige einfache Gesetzmäßigkeiten zugrunde. Ungewissheit soll
letztlich in Stabilität verwandelt werden.
Agiles Denken (Methode)
Agilität beschreibt die Fähigkeit, bei wechselnde Situationen
und Herausforderungen, schnell und flexibel agieren zu
können. Agiles Handeln besteht also aus der schnellen,
elastischen Reaktion auf Vorhersehbares und
Unvorhergesehenes. Dabei nehmen wir stillschweigend an,
dass diese (sensible) Reaktion zielführend ist, d.h. die
gegebene Situation - auch durch Intuition - richtig beurteilt
und dann Handlungen ableitet, die aus dem
Veränderungsrisiko eine Veränderungschance macht.
Methodik vernetzten Denkens -
Ein Problemlösungsansatz
Nähe
Konsens
Pluralismus
Verständnis
Vertrauen
Selbstverantwortung
Autorität (als Anerkennung)
Friedfertigkeit
Freiheit (Selbstbestimmung)
Autonomie
Vielfalt (stabil im Fluss)
Heterogenität (selbstorganisiert)
Distanz
Unterschiede
Zentrismus
Abgrenzung
Kontrolle
Anweisung
Autorität (als Status)
Repression (Zwänge)
Versklavung (Entmündigung)
Autokratie
Homogenität (stab. Ordnung)
Hierarchie (fremdorganisiert)
Materialistisch
Ganzheitlich
Polares Denken und Einstellungen, abhängig von der Weltsicht
Systemisches Denken (Denken auf der Basis der Allgemeinen Systemtheorie) wird als eine
Schlüsselkompetenz des 20./21. Jahrhunderts angesehen und umfasst -
als zirkulären Prozess - das
Erkennen (Sehen und Ordnen) und Handeln (Entscheiden und
Ausführen) in
folgenden Dimensionen:
Dynamisches Denken
(Berücksichtigen von Prozessen),
Denken in Modellen
(Berücksichtigen von
Strukturen der Organisation, Vernetzung) und systemisches (kontextuelles) Handeln (Berücksichtigen
von Anwendungsbedingungen und Neben- und Fernwirkungen).
Was heisst Neoklassischer Denkansatz?
Annahmen der neoklassischen Theorie sind:
•
Erklärung aller Wirtschaftsprozesse als Tauschprozesse
auf Märkten,
•
Menschenbild des „Homo oeconomicus“,
o
streng rationales Verhalten (Zweckrationalität),
o
individuelle Nutzenmaximierung,
o
Egoismus und Opportunismus,
•
methodologischer Individualismus (Schumpeter),
•
methodologische Geschlossenheit (Geld als universeller
Wertmaßstab).
Kritik an den neoklassischen Ansätzen:
•
Realitätsferne Annahmen,
•
Homo oeconomicus klammert emotionales und
ethisches Verhalten aus,
•
Ökonomischer Imperialismus: Ausweitung
ökonomischer Betrachtungen auf alle gesellschaftlichen
Bereiche (Gary S. Becker).
Fazit neoklassischer Ansätze u.A.:
•
Vorherrschender Denkansatz der Wirtschaft
(Mainstream),
•
Integration sozialer und ökologischer Phänomene kaum
möglich.
Aus:
http://wcms.uzi.uni-
halle.de/download.php?down=9785&elem=2011841
Was heisst systemisches Denken?
Die Problematik des Umgangs mit komplexen Systemen
wird vor verschiedenen Wissenschaftlern vor
unterschiedlichem Hintergrund diskutiert. Zu nennen sind
dabei vor allem Vester, der einen ökologischen Ansatz
verfolgt Gomez & Probst, die Systemisches Denken aus
einer ökonomischen Herangehensweise begreifen, Dörner,
der vor allem psychologische Gesichtspunkte diskutiert,
Meadows, der versucht, die Dynamik komplexer Systeme
generell zu beschreiben, Richmond, der sich für die
Konstruktion von unterstützender Software einsetzt und
Senge, der die Idee des Systemischen Denkens für das
Management nutzbar machen will. Jeder dieser Autoren
setzt andere Schwerpunkte, was unter Systemischem
Denken zu verstehen ist. Die verschiedenen Sichtweisen
lassen sich unter einigen zentralen Dimensionen
zusammenfassen (vgl. Ossimitz):
•
vernetztes Denken (Berücksichtigen von Relationen),
•
dynamisches Denken (Berücksichtigen von
Prozessen),
•
Denken in Modellen (Berücksichtigen von Strukturen)
•
systemisches Handeln (Berücksichtigen von
kontextuellen Anwendungsbedingungen und Neben-
und Fernwirkungen).
Systemisches Denken
bezeichnet - basierend auf der Systemtheorie - die
Fähigkeit, auf der Grundlage des eigenen Wissens,
verteiltes Wissen, z.B. wissenschaftlicher, ethischer,
politischer, ökonomischer, technologischer
(Globalisierung, Digitalisierung etc.) sozialer,
psychischer, biologischer und evolutionäre Art, in die
eigenen Erkenntnisse und Entscheidungen
einzubeziehen.
Holokratie und Kommunikation - Holokratie
als Organisationskonzept des 21. Jahrhunders?
Holokratie (engl. holocrazy) ist eine Form der Selbstorganisation, in
der Arbeit nicht wie in klassischen Hierarchien von oben nach
unten delegiert wird. Es gibt keine festen Strukturen, keine
Stellenbeschreibungen, keine Chefs. Stattdessen setzt das Modell
auf Autonomie und Demokratie. Die Organisationsstruktur besteht
aus mehreren, miteinander verzahnten Kreisen – in denen
Aufgaben klassischer Unternehmensbereiche gebündelt werden.
Jeder Mitarbeiter gehört gleichzeitig mehreren Kreisen an und
erfüllt verschiedene Rollen, die er selbst definiert. Das Ergebnis:
Entscheidungen sollen an den Stellen gefällt werden, an denen das
Wissen vorhanden ist. Die Organisation soll dadurch
reaktionsfähiger und die Mitarbeiter motivierter werden.
„Im Spiel will jeder gewinnen. Das ist die Bedingung der
Spieltheorie. Damit lassen sich komplizierte
Handlungsmuster beschreiben. Im Kalten Krieg haben
amerikanische Militärs und Physiker die Sowjets mit den
Instrumenten der Spieltheorie in die Knie gezwungen. Als
es keine Sowjets mehr gab, sind die Physiker an die Wall
Street gegangen und zwingen seitdem mit ihrer Theorie die
Welt in die Knie. Wir alle sind Opfer einer Ideologie des
Egoismus ... Eine Ideologie von Psychopathen für
Psychopathen.“
Aus: SPIEGEL online am 11.02.2013 über Frank Schirrmachers
Buch „Ego“
„Der Clou seines Buches (Schirrmachers „Ego“) ist nun,
dass er veranschaulicht, wie dieses Modell des ‚rationalen
Egoismus‘, das zunächst nur eine Fiktion, eine schlichte
Vereinfachung für formalisierbare Theoriebildung
darstellte, nach und nach die ökonomische Praxis
beeinflusst und schließlich so tief darin eindringt, dass es
sie nach seinem Bilde formt. Das Modell macht sich die
Realität untertan, das künstliche Geschöpf, Frankenstein,
wird Vorbild, Eminenz und Herrscher über seinen
Schöpfer. Der Modellplatonismus entpuppt sich als
Realtyrannei.“
Andreas Zielcke in der SZ vom 16.02.2013 über Frank
Schirrmachers Buch „Ego“
Ego –Das Spiel des Lebens / Modell des „rationalen Egoismus“